Frieden geht! Weiter und weiter. Heute hat der Staffellauf Thüringen erreicht. Morgens starteten die LäuferInnen mit Blick auf die Wartburg, heute Mittag wurden sie in Erfurt durch den Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow offiziell begrüßt und schon heute Abend werden sie in der Waffen- und Uni-Stadt Jena erwartet. 774 km liegen jetzt schon hinter ihnen – und im Vergleich dazu ist es nach Berlin nun nicht mehr weit. Dort werden sie am 2. Juni 2018 zur großen Abschlusskundgebung auf dem Potsdamer Platz erwartet. Alle, also auch diejenigen, die selbst nicht mitgelaufen/geradelt sind, sind dazu herzlich eingeladen.- Und alle nützlichen Informationen dazu finden sich im neuen DAKS-Newsletter!
Zum Weiterempfehlen: Wenn Sie den Kleinwaffen-Newsletter abonnieren wollen
(als kostenlose E-Mail), senden Sie uns einfach eine Mail mit dem Stichwort „Kleinwaffen-Newsletter“.
DAKS-Newsletter Mai 2018
Frieden geht! Staffellauf gegen Rüstungsexporte setzt Zeichen für den Frieden
Endlich ist es soweit: Am 21. Mai 2018 begann der Staffellauf „Frieden geht!“ und geht nun seinen Weg durch Deutschland, von Oberndorf nach Berlin und vorbei an zahlreichen Rüstungsbetrieben, bzw. Institutionen, die am Handel mit Waffen beteiligt sind. Viel Arbeit und Planung war nötig, um diesen Punkt zu erreichen. Einer der vielen Väter und Mütter, die dieser Lauf hat, ist Jürgen Grässlin. Er erklärt: „Mit dem Staffellauf gegen Rüstungsexporte wird ein lang gehegter und bestens vorbereiteter Wunsch Wirklichkeit. Der ursprüngliche Handlungsimpuls kam von Gisela Konrad-Vöhringer aus Karlsruhe. Sie hatte mit Freundinnen zusammen im Theater Karlsruhe ein bestens besuchtes Podiumsgespräch zum Themenbereich „Fluchtgründe“ ausgerichtet, bei dem ich – gemäß dem Motto „Wer Waffen sät, wird Flüchtlinge ernten“ – über den Zusammenhang von Rüstungsexporten und Flucht von Menschen sprach. Bei daraufhin vereinbarten Vier-Augen-Gesprächen in Freiburg wollte Gisela unbedingt eine Menschenkette durch Deutschland durchführen. Nach einigem Abwägen konnte ich sie davon überzeugen, dass eine Menschenkette – wie in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts – heutzutage nicht machbar sein würde. Gisela ist eine willensstarke Frau, die nicht leicht von einer Idee abzubringen ist. Schließlich überzeugte ich sie von meinem Alternativvorschlag eines Staffellaufs, der mir weitaus realistischer realisierbar erschien.“
Der Staffellauf führt einmal quer durch Deutschland, bis nach Berlin. Entlang der Strecke gibt es viel zu erleben und schon jetzt ist viel passiert. Ein Highlight war aber sicherlich der Startort selbst: Einen Staffellauf gegen Rüstungsexport in der Waffenstadt Oberndorf beginnen zu lassen, setzt einen deutlichen Akzent – und das schon gleich zu Beginn. Wie es gewesen ist und welche Atmosphäre dort herrschte, beschreibt Jürgen Grässlin: „Was für ein Start des Staffellaufs in der Waffenstadt Oberndorf! Auf der einen Seite Hunderte von Friedensaktivisteninnen und -aktivisten, die bei strahlend blauem Himmel frohgemut singen, musizieren, tanzen. Auf der anderen Seite verschlossene schwarze Tore, Drahtzäune, Überwachungskameras. Auf der einen Seite engagierte Redebeiträge gegen Waffenhandel, für Rüstungskonversion und die unumgänglichen Vorwürfe der Beihilfe zum Morden in aller Welt. Auf der anderen Seite die industriellen Werkshallen von Heckler & Koch, in denen der Tod Abertausende von Sturmgewehren und Maschinenpistolen fertigen und von hier aus in alle Welt exportieren lässt. Krasser können Gegensätze kaum aufeinander treffen.“ Schon jetzt und noch ehe die Aktion zu ihrem Ende geführt wurde, ist deutlich, welch großer Erfolg erzielt wurde. Zahllose LäuferInnen und RadfahrerInnen mühen sich ab, um den Stab weiter zu geben und setzen so ein sichtbares Zeichen, dass es anstrengend sein mag, Frieden zu erreichen – aber es ist möglich! Hierzu erneut Jürgen Grässlin: „Dieser Staffellauf wird noch lange nachwirken. Nie zuvor ist es uns gelungen, ein derart breites Bündnis von Friedensaktivisten, Kirchen, Kulturschaffenden und Sportlern hinter die Idee des Stopps von Rüstungsexporten zu vereinen. Auf dieser Basis sollte es uns gelingen, den Druck auf die Bundesregierung derart zu erhöhen, dass zumindest die unsäglichen Waffenlieferungen an menschenrechtsverletzende und kriegsführende Staaten endlich gestoppt werden.“
Wenn dies tatsächlich gelingt, dann auch deshalb, weil durch den Staffellauf gezeigt wurde, dass Friedensarbeit keine dröge Kopfarbeit ist. Schließlich geht es nicht nur um die Anstrengung, sondern mindestens genau so um das gemeinsame Feiern. Deshalb gibt es entlang der Strecke zahlreiche Feste und Veranstaltungen, die gerade auch für jene Menschen gedacht sind, die zwar nicht selbst laufen möchten, aber dennoch Anteil an der Aktion nehmen und die die LäuferInnen auf diese Weise unterstützen möchten:
Veranstaltungen an den einzelnen Etappen
1. Tag, 21.05.18, Oberndorf a.N. – Furtwangen
- 09:00, Rheinmetall (Hochbrücke) Oberndorf: Kundgebung
- 09:30, Klosterkirche Oberndorf: Ökumenischer Gottesdienst
- 10:15, Heckler & Koch Oberndorf: Kundgebung
- 12:00, Heckler & Koch: Start des Staffellaufs!!!
- 16:45, Villingen-Pfaffenweiler: Kundgebung
2. Tag, 22.05.18, Furtwangen – Lahr
- 12:00, Freiburg im Breisgau: Buntes Kulturprogramm
- 20:00, Lahr: Abendveranstaltung mit Zweierpasch und Jürgen Grässlin
3. Tag, 23.0518, Lahr – Karlsruhe
- 09:00, Offenburg: Goldene Nasen und Liedersingen für den Frieden
- 18:00, Kirche St. Bernhard, Malsch: Staffelübergabe & Ansprache durch Pfarrer Claudius Zeller
- 19:00, Ettlingen: Info-Veranstaltung „Grenzen öffnen für Menschen, Grenzen schließen für Waffen“
- 19:00, Karlsruhe: Kundgebung
4.Tag, 24.05.18, Karlsruhe – Mannheim
- 09:00 Uhr, KIT Karlsruhe: Rede zur Atomforschung am KIT (Harry Block)
- 18:00, Alter Messeplatz Mannheim: Kundgebung und Fete
5.Tag, 25.05.18, Mannheim – Frankfurt
- 07:15, Alter Messplatz Mannheim: Öffentliches Frühstück
- 11:00, Evang. Kirchengemeinde Eberstadt-Süd Darmstadt: Buntes Friedensfest
- 15:30, Darmstadt Ludwigsplatz: Kundgebung
- 16:00, Langen Wilhelm-Leuschner-Platz: Kundgebung
- 16:00, Offenbach: Kundgebung
- 17:15, Neu-Isenburg: Kundgebung und Kulturprogramm
- 18:00, Offenbach: Fahrradcorso zur Kundgebung in Frankfurt
- 18:00, Darmstadt DGB-Haus: Vortrag und Diskussion mit Jürgen Grässlin
- 19:00, Frankfurt Paulskirche: Kundgebung
6.Tag, 26.05.18, Frankfurt – Fulda
- 11:55, Stadtpfarrkirche Fulda: Friedensgebet
- 18:00, Bahnhofsvorplatz Fulda: Friedensfest
7.Tag, 27.05.18, Fulda – Kassel
- 07:00, Fulda: Friedensfrühstück und Friedensgottesdienst
- 18:30, Kassel Friedrichsplatz: Kundgebung
8.Tag, 28.05.18, Kassel – Eisenach
- 09:30, Evang. Gemeindezentrum Helsa: Staffelübergabe mit der Jugendarbeit in Helsa
- 19:00, Eisenach Markt: Abendprogramm
9.Tag 29.05.2018, Eisenach – Jena
- 09:00, Gotha Neumarkt: Begrüßung der Läufer*innen mit Glockengeläut, Reden und Musik
- 11:00, Erfurt Domplatz: Begrüßung der Läufer*innen mit Reden und Musik
- 16:00, Weimar Markt: Begrüßung der Läufer*innen, Musik und ggf. Nationaltheater
10. Tag, 30.05.18, Jena – Halle
- 17:15, Stadtkirche St. Maximi Merseburg: Friedensgebet
- 18:30, Halle (Saale) Markt: Musik, Straßentheater, Redebeiträge
11.Tag, 31.05.18, Halle – Wittenberg
- 16:00, Dessau-Roßlau, Friedens-und Freiheitsglocke Dessau: Begrüßung der Läufer*innen mit Blasmusik und einem Redebeitrag von Andreas Zumach
- ca. 17:30, Coswig Marktplatz: Buntes Kulturprogramm
12. Tag, 01.06.18, Wittenberg – Potsdam
- 15:30, Alter Markt/ Landtag Potsdam: Friedensfest Potsdam
- 20:00, Alter Markt/ Landtag Potsdam: Film „Shadow World“
13.Tag, 02.06.18, Potsdam – Berlin
zu den Abschlussveranstaltungen in Berlin gibt es eine eigene Seite!
Frieden geht. Anders. – Eine Ausstellung sucht nach Wegen aus der Gewalt
Interview mit Nicole Elß (Ausstellungskoordinatorin in Erfurt)
1. Im Rahmen des bundesweiten Staffellaufes „Frieden geht!“ protestieren Friedensbewegte gegen die Praxis deutscher Rüstungsexporte. – In Erfurt begann der Staffellauf schon etwas früher, denn vom 22.4. bis 8.5. wurde in Erfurt die Ausstellung „Frieden geht anders“ gezeigt. Was war Ihre Intention dabei und welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Im Rahmen des Jahresprogrammes der Augustiner in Erfurt überlegen wir, welche Höhepunkte im Jahr wichtig sind, welche Programmpunkte wir einfließen lassen wollen. Fabian Sieber (Mitglied von Pax Christi) erwähnte diese Friedensbewegung gegen deutsche Rüstungsexporte. In den vergangen Jahren hatten wir schon einmal eine Veranstaltung zu diesem Thema. Somit waren wir uns gleich einig, dass dies ein wichtiger Punkt in unserem Jahresprogramm sein wird. Ein Zeichen setzen für den Frieden ist uns auch in Erfurt sehr bedeutend. Herr Sieber erzählte auch von dieser Ausstellung „ Frieden geht anders“, welche den Rahmen für unser ganzes Projekt bildete. Die Ausstellung ist sehr informativ und abwechslungsreich. Ziel war es natürlich, Menschen in unserer Stadt auf das Thema „Frieden geht anders“ und auch auf den Staffellauf gegen den deutschen Rüstungsexport aufmerksam zu machen. Die Ausstellung zeigt sehr gut, dass es Wege gibt, eine Lösung zu finden. Leider bleibt das Gefühl stehen, dass sich viele Menschen nur an der Oberfläche bewegen. Das gilt für die Ausstellung und das Leben. Sich intensiv mit diesen Themen auseinander zu setzten, heißt auch umdenken in unserem Leben, wo es friedlich und bequem zugeht. Den Zeitpunkt dieser Friedensaktion in Erfurt mussten wir etwas vorverlegen, um unsere anderen Programmpunkte terminlich zu vereinbaren.
2. Die Ausstellung wurde durch ein Begleitprogramm ergänzt. Was haben Sie sich ausgedacht?
Nach der Vernissage boten wir den Interessierten ein abwechslungsreiches Programm. Schon zum dritten Mal hatten wir die Künstlerin Dalal Makari-Pausch mit ihrem Schattentheater zu Besuch. Makari-Pausch stammt aus Damaskus und lebt seit dem Jahr 2000 in Bayern. Mit ihrer Kunst versucht sie, Brücken zwischen den Menschen zu bauen. Außerdem arbeitet sie mit geflüchteten Kindern, um das Trauma der Flucht und den Krieg aufzuarbeiten und reist auch viel in die arabische Welt, um auch dort den Menschen zu helfen. Dafür wurde sie von den arabischen Ländern sogar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Auch uns verzauberte sie mit dem Schattentheater in die arabische Welt und mit ihren eindrucksvollen Texten spiegelte sie die traurige Realität des Orients wider. Zwei junge Syrer untermalten den Abend mit arabischer Musik.
Ein weiteres Aktionsfeld war das Fahrradkino. Das platzierten wir es gut sichtbar, auffällig vor der Kirche, wo viele Passanten vorbeigehen. Beim Fahrradkino braucht es mindestens acht Radler, die den Strom erzeugen, damit ein Film gezeigt werden kann. Nikolaus Huhn war mit seinem Fahrradkino auch schon bei unserer ersten Veranstaltung für den Frieden am Start. Aus aktuellem Anlass zeigten wir den Film über Heckler und Koch von Hauke Hilberg „Keine Kompromisse“ über deutschen Rüstungsexport. Die Teilnehmer mussten und wollten also in die Pedale treten, sich bewegen für den Frieden. Auch dieser Abend war ein gelungener Höhepunkt.
Beendet wurde die Ausstellung mit dem Friedensgebet der Gemeinschaft der Sant Egidio am 08. Mai, dem Tag der Befreiung.
Zusätzlich wurde in allen Gottesdiensten auf die Ausstellung hingewiesen und sie mit hineingenommen in Gebete und Predigten.
3. Sie haben in den vergangenen Wochen viel Zeit damit verbracht, über Frieden nachzudenken. Sind Sie ihm durch dieses Programm ein Stück näher gekommen oder denken Sie daran, es irgendwann noch einmal zu wiederholen?
Ja! Obwohl mir das Thema schon immer sehr am Herzen liegt, ist es mir durch diese Wochen noch ein Stück näher gekommen. Alle Themenländer der Ausstellung waren hoch interessant, am meisten aber beeindruckte mich der russische Offizier. Seiner Zivilcourage verdanken wir hier vielleicht unser Leben. Während dieser Ausstellung habe ich Worte gesammelt, die auf allen Informationstafeln zu lesen sind, und ein Gedicht geschrieben, um die Menschen aufzurütteln. Dabei wurde mir sehr bewusst, das Frieden anders gehen kann. Ständig. Eben und vor allem in den kleinen Dingen, im persönlichen Leben, in meinem Leben. Die Welt zu retten, fängt also bei mir an.
Aber natürlich auch andere mitzureißen, gegen alle Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit. Aufzustehen und Zeichen zu setzen. Wenn es mir möglich ist, werde ich versuchen, die Staffelläufer in Erfurt anzufeuern und zu unterstützen.
Ob es eine Wiederholung dieses Projektes geben wird, kann ich so nicht beantworten, aber mit Sicherheit werden wir (Augustinergemeinde in Erfurt) weiter versuchen, Zeichen für den Frieden zu setzen und im christlichen Sinne friedlich miteinander umzugehen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Ausstellung Frieden geht anders kann über das Zentrum für Ökumene Frankfurt a.M. ausgeliehen und bundesweit gezeigt werden.