Der Kleinwaffenhersteller Heckler & Koch durchlebt gerade turbulente Zeiten: In Deutschland werden Rüstungsexporte zunehmend kritisch beurteilt und das G36-Gewehr genießt keinen guten Ruf – andererseits konnte Heckler & Koch in den vergangenen Monaten einige Exportaufträge gewinnen. – Mehr dazu im neuen Newsletter!
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DAKS-Newsletter November 2016
G36-Debatte: Nachfolgemodell in Sicht?
Eine förmliche Ausschreibung gibt es zwar noch nicht, aber wie die Welt berichtet, soll Bewegung in die Suche nach einem neuen Schnellfeuergewehr für die Bundeswehr gekommen sein: Das Verteidigungsministerium habe sich nach der erfolgten Marktsichtung dazu durchgerungen, eines der bereits vorhandenen und in Produktion befindlichen, marktverfügbaren Gewehre zu beschaffen. Auf diese Weise sollen Kosten und Zeit, die die Neuentwicklung einer Waffe benötigen würde, gespart werden, sodass tatsächlich schon ab 2019 mit der Ausmusterung des G36 bzw. mit der Neubeschaffung des Nachfolgemodells begonnen werden kann. Auch nach dieser Grundsatzentscheidung ist der Kreis der potentiellen Lieferanten noch immer groß. – Auch wenn die Versuchung, eine „deutsche Lösung“ zu bevorzugen und ein Modell aus dem Hause Heckler & Koch zum Zuge kommen zu lassen, natürlich groß sein wird.
Beispiel Litauen: Heckler & Koch verkauft (zu) gut
Die von der Firma stolz präsentierte Nachricht, dass Litauen „modifizierte G36-Gewehre“ mitsamt einem leicht veränderten Granatwerfer kaufen wird, ist im Grunde keine Überraschung. Der Trend zur HK-Umrüstung setzt sich fort, nicht rasch, aber beständig. Die schicke neue Bezeichnung des litauischen G36 lautet dann G36 KA4M1, es soll eine neue Schulterstütze, einen neuen und schlankeren Handschutz sowie eine modifizierte Visierschiene haben, so die Firmenangaben (mögliche weitere Details werden nicht genannt). Bereits 2017 soll geliefert werden, mit einem angeblichen Finanzvolumen von 12,5 Millionen Euro.
Zu den Granatwerfern lässt sich sagen: Militärisch gesehen ist dieser Waffentyp heutzutage ein Muss. Granatwerfer werden an den Unterlauf des Gewehrs montiert und ermöglichen es einzelnen Soldaten, ohne allzu genaues Zielen ganze Gruppen von Gegnern zu töten, die sich hinter einer Deckung oder in Fahrzeugen mit leichter Panzerung befinden. In den derzeit oft vorzufindenden innerstädtischen Kampfszenarien ist dies eine unabdingbare Fähigkeit der Infanteristen. Und so haben in den letzten vierzig Jahren schon viele Staaten diese Waffen gekauft, etwa den US-amerikanischen Granatwerfer M203. Die eigenständigen Granatwerfer-Waffen sind damit so gut wie aus der Mode gekommen (wie beispielsweise der US-amerikanische M320 oder die deutsche Granatpistole HK69 aus Oberndorf).
Mit dem Kauf des leicht veränderten Granatwerfers vom Typ HK269 folgt Litauen nun dem Beispiel von Ländern wie Spanien, den Niederlanden, Frankreich, Großbritannien, Kanada, den USA, Malaysia, der Türkei, Portugal und eben auch Deutschland, die AG36-Waffen gekauft haben – genauso wie das Nachbarland Lettland. (Immer bedacht werden muss, dass durch Geschäfte auf dem grauen und schwarzen Markt auch diese Kleinwaffen in weitere Länder gelangen und dass mit ihnen dort geschossen wird.) Diese Regierungen haben also eine zukünftige Planung mit Heckler & Koch, was Training, Reparaturen, Ersatzteile und eventuell auch Folgegeschäfte wie Lieferungsfortsetzungen oder Upgrades (Ballistikcomputer oder neuartige Granaten) angeht. Von n Munitionslieferungen ganz zu schweigen. – Einziger Unterschied des HK269 zu vorigen AG36-Modellen ist laut Heckler & Koch übrigens, dass nun die Möglichkeit besteht, das Rohr, aus dem die Granate abgeschossen wird, beim Laden sowohl nach links als auch nach rechts zu schwenken, damit nur Links-, sondern auch Rechtshänder mit dieser Waffe schießen können. Ansonsten der alte Hut, aber ein neuer, werbeträchtiger Name.
Dass Litauen weitere HK-Waffen kauft, ist Teil einer Entwicklung, die sich in den letzten Jahren abgezeichnet hat: Bei weitem nicht alle, aber eine steigende Zahl von Staaten des früheren Ostblocks rüsten auf deutsche Waffen, d. h. von HK, um. Von den knapp 50 als sicher geltenden Staaten, die G36-Gewehre offiziell einsetzen, sind die früher sozialistischen Staaten Albanien, Estland, Lettland, Polen, Rumänien, Slowakei und Tschechien HK-Kunden, und nicht nur, was das G36 betrifft. Die ehemals zu Jugoslawien gehörenden, heutigen Staaten Kroatien, Kosovo, Montenegro und auch Serbien müssen noch genannt werden. Wenn man sich – hier mal mit Fokus Europa – die Landkarte anschaut, ist die Verbreitung von HK-Waffen (ab der G36-Einführung) insgesamt ziemlich großflächig. Und dann ist es nur logisch, dass auch Anbauwaffen wie der AG36 folgen. Ebenso zu erwarten ist, dass Waffentypen wie das HK416, das Granatmaschinengewehr GMW (englisch GMG) und kommende Entwicklungen gekauft werden – immer zum Wohle der Geschäftsbilanz von Heckler & Koch. Die beiderseits steigenden Rüstungsausgaben angesichts der neuen russisch-europäischen Militärkonfrontation machen diesen Profit möglich.
Der AG36 verschießt Granaten im Kaliber 40x46mm. Diehl Defence meldete kürzlich die Entwicklung einer Granate, die einen (so die Firma) „Generationssprung in der Munitionstechnologie“ darstelle. Die „Low Velocity Munitionsfamilie Next Generation (LV-NG)“ soll eine höhere Reichweite haben, außerdem wird sie wohl mit Granatwerfern anderer Hersteller wie Rippel (Südafrika, mit Apartheid-Vergangenheit), Colt (USA) und Steyr (Österreich) kompatibel sein. Was den Granatzünder betrifft, gibt es auch hier wieder eine Kooperation mit Junghans Microtec. Ist deutsche (Tötungs-)Wertarbeit nicht was Tolles?
Indien: auf der Suche nach einem neuen Schnellfeuergewehr
Unzufriedenheit mit den verwendeten (Handfeuer-)Waffen gibt und gab es nicht nur bei der Bundeswehr. So war das von der britischen Armee verwendete SA80-Gewehr lange Zeit für seine Mängel berüchtigt. Die indische Armee beweist nun, dass auch die Modernisierung des Waffenarsenals mit Problemen verbunden sein kann: Nachdem massive Kritik an dem seit 1998 verwendeten INSAS-Gewehr laut wurde, sucht die indische Armee seit 2011 nach einem Nachfolgemodell. Mit Hilfe einer internationalen Ausschreibung wurden Kleinwaffenhersteller eingeladen, sich um das rund 900 Millionen US-Dollar umfassende Geschäft zu bewerben und Mehr-Kaliber Waffen vorzustellen, die sowohl das NATO-Kaliber 5,56×45mm als auch das russische Kaliber 7,62×39mm verschießen können. Ab dem Jahr 2013 wurden Waffen von Beretta (Italien), ČZUB (Tschechien), IMI (Israel), SIG-Sauer (Deutschland/Schweiz) und Colt (USA) getestet. Im Jahr 2014 gingen die Modelle von IMI und Beretta als Sieger aus dieser Erprobung hervor. Und im Jahr 2015 wurde die Ausschreibung zurückgezogen. Gründe für diese Entscheidung wurden nicht genannt, aber sehr bald gab es Gerüchte, dass künftig nach einer in Indien entwickelten Waffe gesucht würde. Auch diese Bemühungen scheinen sich jedoch letzlich zerschlagen zu haben, da seit Oktober 2016 wieder international nach einer Waffe gesucht wird. Diesmal ist es kein Multi-Kaliber-Gewehr, sondern ein „einfaches“ Schnellfeuergewehr im Kaliber 7,62 NATO, das beschafft werden soll. Ob dieser Ausschreibung mehr Erfolg beschieden sein wird bzw. welche Kleinwaffen-Hersteller sich bewerben werden, ist noch nicht abzusehen. Unter den geänderten Ausschreibungsbedingungen hätten nun die beiden deutschen Produzenten SIG Sauer und Heckler & Koch die Möglichkeit, sich mit ihren Modellen zu bewerben. – Doch wird das Verfahren diesmal zu einem Abschluss gebracht werden?
Bundeswehr kauft Mörser von Diehl Defence
Soldaten der Infanterie und des – seit 1996 ohne öffentliche und demokratische Kontrolle agierenden – Kommando Spezialkräfte (KSK) sollen neue Mörser-Waffen erhalten. Das berichtet die Zeitschrift „Europäische Sicherheit und Technik“ (ES&T). In dem Bericht heißt es, dass eine „Fähigkeitslücke identifiziert“ worden sei und diese nun mit einem 60-mm-Mörser geschlossen werden soll, um „Schießen in der oberen Winkelgruppe“ zu ermöglichen und „indirekte Feuerunterstützung in Kommandoeinsätzen zu leisten“. Mörsertypen mit anderer Reichweite, „Wirkung“ und „Leistungsfähigkeit“ bleiben weiterhin im Einsatz, etwa der bisher bereits verwendete 120-mm-Mörser. Wahrscheinlich ab 2020 werden die deutschen Soldaten, konkret: deren „Mörserzüge“, dann also mit einem „Kommandomörser“ (mit der sinnigen militärischen Abkürzung KdoMrs) ausgerüstet sein und mit diesem „leichten Wirkmittel“ können sie dann ihre Arbeit effizienter, erfolgreicher und zum Wohle des Volkes verrichten.
Dass es dabei um Kriegswaffen und um das Schießen mit Sprengstoff (im Volksmund „Bomben“) geht, hätte man bei der Ausdrucksweise der Fachmänner fast vergessen können. Damit das nicht geschieht, hier ein Hinweis auf die zu Boden fallenden Explosivgeschosse aus den Häusern Hirtenberger Defence Systems und Junghans Microtec (und Diehl Defence), falls man den Schrecken dieser Kriegswaffen mit Worten ausreichend beschreiben kann:
In der Munitionsfamilie für das indirekte Feuer finden sich neben Nebelwirkmitteln natürlich auch richtige Granaten, genauer insensitive IHE-Sprengpatronen und eine wirkungsoptimierte Version der Sprengpatrone HE mit Controlled-Fragmentation-Funktion. Für die Ausbildung an dieser Waffe wird die Möglichkeit der digitalen Trefferauswertung angeboten. Ziel ist die abstandsfähige Bekämpfung von Einzelzielen bei weitgehender Vermeidung von Begleitschäden. Diese Waffe soll nämlich auch in urbanen Szenarien Verwendung finden (also dort, wo besonders viele Zivilisten leben, wohnen, schlafen, in Krankenhäusern behandelt werden oder in Schlangen auf humanitäre Hilfe warten). Und in der Firmen-Information heißt es weiter: Ein neues modernes elektronisches Richtmittel soll in Verbindung mit Feuerleitung die Handhabung des Mörsers vereinfachen und das Herstellen der Feuerbereitschaft in deutlich kürzerer Zeit ermöglichen. Also kann weiter geschossen werden, bevor die Weich- bzw. Einzelziele im Rauch und Chaos des Produkteinsatzes einen Fluchtweg finden und sich in Sicherheit bringen können.
Die Anführungszeichen kann jede/jeder hier gern nach Belieben setzen. – Am blutigen Ausgang des „Waffeneinsatzes“ ändert das aber nichts.
Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (mit dem ebenfalls sehr sinnigen Kürzel BAAINBw) führt, so Diehl, „derzeit eine Marktsichtung durch und wird danach Systeme zur Erprobung beschaffen“. Die beteiligten Firmen aus Österreich (Hirtenberger) und Deutschland bzw. genauer Baden-Württemberg (Diehl Defence mit Sitz in Überlingen sowie Junghans Microtec mit Sitz im Landkreis Rottweil und mit Beteiligung des französischen Thales-Konzerns) haben ihren Mörser „LM60“ (auch kumpelhaft und verharmlosend „Rucksackmörser“ genannt) bereits auf dem Schießplatz Hammelburg den kaufwilligen Militärs vorgeführt. Der Deal sieht also vielversprechend für die Waffenfirmen vom Bodensee und ihre österreichischen Kollegen aus, 159 Rohre, über 24.000 Granaten und 35 Millionen Euro sind im Gespräch.
Und auch nicht unwichtig: Diehl-Vertreter fahren im Februar 2017 zur IDEX, der berüchtigten Waffenmesse in Abu Dhabi und im April zur LAAD in Rio de Janeiro. Dort ist dann der potentielle Kundenkreis nicht nur die Bundeswehr oder das Bundesheer und andere (demokratische) Staaten…
Wen das noch interessiert, kann bei Diehl nachlesen, warum Deutschland eine eigenständige Rüstungsindustrie braucht. (Fazit: Nur wer massenhaft töten kann, darf in der internationalen Politik mitmischen.)
Heckler & Koch: Baden-Württembergs Polizei rüstet auf
Während Schleswig-Holstein noch immer über den eventuellen Kauf von G36-Gewehren für die Polizei diskutiert, ist die schwarz-grüne Landesregierung von Baden-Württemberg wesentlich entschlussfreudiger: Wie der SWR berichtete, hat Baden-Württemberg 3000 Maschinenpistolen des Typs MP7 von Heckler & Koch bestellt. Diese sollen die bisher verwendeten MP5-Maschinenpistolen ersetzen und in jedem Streifen- und Zivilfahrzeug der Landespolizei für den möglichen Einsatz bereit liegen. Die jetzt bekannt gewordenen Beschaffungsentscheidung geht auf ein „Anti-Terrorpaket“ zurück, das Anfang 2016 als Reaktion auf die Anschläge von Paris verabschiedet wurde. Ob die Modernisierung der Polizeibewaffnung kritisch diskutiert wurde, ist nicht bekannt, aber erste Waffen sollen bereits Anfang 2017 ausgeliefert werden.
Frankreich ohne FAMAS? Deutschland ohne HK-Waffen?
Der Litauen-G36-Deal – im Grunde nur eine Fortsetzung der Geschäftsbeziehungen – ist Teil einer Geschäftsentwicklung, die Anlass zur Sorge bereitet: Nachdem Portugal bereits plant, seine Truppen im Rahmen eines „Modernisierungsprogramms“ weitgehend mit HK-Waffen auszurüsten (siehe DAKS-Newsletter 8/2016), ist der Gewinn einer Ausschreibung für das französische Militär ein weiterer „Erfolg“. Mit diesem Erstaunen hervorrufenden HK416-Abschluss kann die Firma eventuell gleichzeitig ihr schlechtes Image aufpolieren, das durch die vielen, auch sehr seltsam anmutenden und von innenpolitischen Streitigkeiten bestimmten Diskussionen um die Schussgenauigkeit und damit die Verlässlichkeit des G36-Gewehrs sozusagen gelitten hat. Das seit 1975 im Dienst stehende „Fusil d’Assaut de la Manufacture nationale d’armes de St-Etienne“, kurz FAMAS, wird bereits 2017 durch das HK416 mit dem immerhin auf Frankreich hinweisenden Zusatzbuchstaben „F“ abgelöst werden (Spanien wurde ja auch seinerzeit ein „E“ zugestanden). Vorbei sind damit die Zeiten, in denen westliche Staaten, inbesondere solche wie Deutschland, Frankreich oder die USA, darauf bestanden, für die eigenen Truppen Waffen, hier vor allem Schusswaffen, aus dem eigenen Land zu besorgen, aus einer eigenen Rüstungsindustrie. Für die meisten anderen Länder weltweit ist das nie der Fall gewesen, ganze Regionen und im Fall von Afrika auch fast ein ganzer Kontinent (Ausnahme Sudan mit dem G3 und das Südafrika der Apartheid mit dem Vektor R4), haben niemals in vergleichbaren Ausmaßen moderne Schusswaffen wie das G3, das AK47 bzw. AKM, FN FAL oder M16 hergestellt – diese Waffen wurden in den meisten Fällen von außen in diese Länder gebracht und mit ihnen die materielle Grundlage für Mord und Massenmord. Großbritannien hat vor vielen Jahren statt des traditionellen Enfield-Gewehrs eine (nach all den Modernisierungen) quasi „deutsche“ Waffe eingeführt, das SA80 und seine Nachfolger, also eigentlich ein ausländisches „Produkt“. Bei anderen Nationen war der Import der Regelfall. Und bei anderen Waffengattungen wie Schiffen, Flugzeugen, Panzern und vor allem all bei den Dual-Use-Gütern und anderem Kriegsmaterial ging es auch nie anders.
Und doch erscheint es überraschend, dass sich „Frankreich“ (als ob es nationale Staaten wie Lebewesen gäbe) von „seinem“ Gewehr trennen kann – und dann noch für ein Gewehr aus „Deutschland“, was hätte Charles de Gaulle gesagt! Diskussionen gab es, ja, hitzige, und gut fürs Profil war es, sich zu erregen, mais oui, aber am Ende des Tages entscheiden Regierungen, Militärführungen und Kriegswaffenfirmen, wie sie immer entschieden haben und immer entscheiden werden: nach dem Nutzen und nach Kosten bzw. Gewinn. (Naja, nicht immer, denn Krieg führen ist eben nicht immer rational oder finanziell sinnvoll, schon gar nicht für die Menschen, die ihn als Soldaten oder als Bevölkerung führen und erleben.) Kostengünstig muss es sein und gut schießen, das zählt für eine Kleinwaffe, das ist bei Amokläufen so und auch bei NATO-Einsätzen. Da denken Militärs ganz pragmatisch, und ein Vaterland hatte der Kapitalismus sowieso noch nie, man denke nur an die Waffenverkäufe über die Front hinweg im Ersten und im Zweiten Weltkrieg. Na und für eine Waffenfirma sind über 100.000 Gewehre und 300.000 Millionen Euro eine reine Freude. Wie gesagt, abgesehen vom Prestigegewinn. Europa wird ein Stück „deutscher“, wenn auch nicht im guten Sinne (falls es den denn geben sollte). HK freut es also – auch, weil die Konkurrenten aus Belgien, Kroatien, Italien und Deutschland (SIG Sauer) sich nicht durchsetzen konnten oder aufgrund welcher Maßnahmen auch immer nicht akzeptiert wurden. HK416-Varianten in verschiedenen Rohrlängen für besondere Einsätze, Anbau-Granatwerfer (HK269F, Kaliber 40x46mm), Zubehör, Munition, Ersatzteile und Servicedienstleistungen gibt es in den nächsten 15 Jahren noch obendrauf.
Beim Bonn International Center for Conversion (BICC) findet sich ein Deutschlandfunk-Beitrag, der sich unter der Überschrift „Ziemlich beste Freunde? Die deutsch-französische Rüstungszusammenarbeit“ unter anderem mit diesem HK416-Export befasst. Hier heißt es: „Wer im Export nicht reüssiert, vom Staat nicht über Wasser gehalten wird oder sich in eine rettende Fusion flüchten kann, verschwindet vom Markt.“ So wie die Société Manufacturière d’Armes. So wie vielleicht eines (nicht so fernen?) Tages Heckler & Koch. – Andere Stichworte in diesem Beitrag von Andreas Noll sind der Konsolidierungsprozess bzw. die Marktbereinigung in der europäischen Rüstungsindustrie, die Regierungsforderung nach Mitsprache und natürlich die innereuropäische Zusammenarbeit bei Militärplanungen und -einsätzen. Der Hinweis auf die eher staatlich organisierten Rüstungsfirmen Frankreichs und die eher mittelständisch, also privat strukturierte deutsche Rüstungsindustrie der BRD ist hilfreich für die volkswirtschaftliche Betrachtung. BICC-Mitarbeiter Max Mutschler wird mit dem Satz zitiert: „Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Rüstungsindustrie [in Deutschland] und auch der Rüstungsexporte, die ist vergleichsweise gering.“ Und ergänzt wird: „Rund 100.000 Arbeitsplätze hängen Studien zufolge vom Waffenverkauf ab – dazu zählen aber auch IT-Unternehmen oder Zulieferer, die ihr Hauptstandbein im zivilen Bereich haben.“ – Lesens- bzw. hörenswerter Beitrag!
Und eine Sache gibt es noch zu bedenken: Das HK416F ist weiterhin ein Gewehr für das Kaliber 5,56x45mm NATO. Darauf weist unter anderem Thomas Wiegold hin, der darauf anspielt, dass das für die Suche nach einem G36-Nachfolger für die Bundeswehr eine Bedeutung haben könnte. – Immerhin sollen deutsche und französische Soldaten im Einsatz zusammen schießen können, und das nicht nur in der Deutsch-Französischen Brigade.